Eine kleine Zusammenfassung
von
Sabine Bartelt
-Künstler-Träumer-Visionär-. Heinrich Vogeler schaffte sich ab 1895 mit dem Barkenhoff ein Gesamtkunstwerk aus Haus, Garten und Lebensstil. „Seine Insel des Schönen“ wird zum Zentrum vieler Worpsweder Künstler der ersten Generation. Ein trügerisches Idyl im Wandel verschiedener Lebensexperimente und Projekte (u. a. auch hier „pädagogische Arbeitskreise“ Anfang der 20iger Jahre), die in letzter Konsequenz scheitern. Krieg und Revolution verändern sein Weltbild und seine Werke. Der politische Vogeler findet sein neues Lebensideal im Kommunissmus. Zur Zeit des Nationalsozialismus lebt er in Moskau und stirbt nach Zwangsevakuierung 1942 in Kasachstan.
1930 sieht er seinen Barkenhoff zum letzten Mal.
Ein kleines Grüppchen (mit knapp unter 1 %, nur etwas unter dem Bundesdurchschnitt Kunstinteressierter :-)) macht sich am 29.09.12 auf den Weg nach Worpswede. Was bietet sich besser an, als der „Moorexpress“.
Es ist herrliches Wetter, und die Fahrt wird zu einem Stück Heimatkunde.
Der Worpsweder Bahnhof, 1910 im Jugendstil entworfen, vermittelt uns den ersten Eindruck von der Baukunst Heinrich Vogelers. Wir sind alle gut zu Fuß und so sind die 3 km zum Barkenhoff locker marschiert. Vorbei an verschiedenen Galerien, Lädchen und dem „Kaffee Worpswede“ (im Volksmund auch „Kaffee Verrückt“ genannt) entlang einem idylischen Waldweg über den Weyerberg. Jedes Gebäude scheint seine eigene Geschichte zu haben. Hier die Werkstatt eines Bildhauers, dort das igluförmige Haus, genannt die „Käseglocke“, 1920 von einem Schriftsteller erbaut.
Der Barkenhoff, ebenfalls im Jugendstil von Vogeler gestaltet und aufwendig restauriert ist Museum und Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens geworden.
-Als wir hineingingen war die Uhr 12.00, als wir wieder herauskamen war es … tatsächlich schon 14.30 Uhr.-
Eine lebendige und spannende Ausstellung, mit Bildern, überwiegend vom Barkenhoff und seinem Garten als Motiv, so wie er auch heute noch erhalten ist. Wir sind mittendrin in diesem „Märchen für Erwachsene“ , das noch heute ahnen lässt, wie sich das Leben hier einmal abgespielt haben muss, aber im Verlauf der Zeit keinen Bestand vor der Wirklichkeit behielt und sich veränderte.
Nach einer Stärkung bleibt noch Zeit, die kleinen Lädchen zu durchstöbern und für einen Abstecher in die Zionskirche. Eine bescheidene Kirche aus der Zeit der Moorkolonialisierung mit einem Extra, wie es wohl nur in einem Künstlerdorf zu finden ist: Die „Strafarbeiten“ von Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, die 1900, damals noch Malschülerinnen, verbotenerweise die Kirchenglocken läuteten und damit Feueralarm auslösten.
Hinter der Kirche erstreckt sich der Friedhof. Zahlreiche Künstler liegen hier begraben. Wir gehen noch zum Grab von „Paula“, die 1907 mit 31 Jahren nur wenige Tage nach der Geburt ihres einzigen Kindes starb. Der Bildhauer B. Hoetger widmete ihr ein Grabmal in Form einer zurückgesunkenen, lebensgroßen Frau mit einem Säugling auf dem Schoß, als Symbol für das Werden und Vergehen.
Was es hier wohl noch alles zu entdecken gäbe? (Wohnt die weiße Katze auf dem Friedhof?) Wir müssen zurück zum Zug. Am Bahnsteig trifft man von der Hinfahrt „bekannte Gesichter“ wieder. Die einen sah man im Straßencafé, die anderen waren wie wir in der Ausstellung.
Auch wenn wir Worpswede bereits gut kennen, es gibt noch viel Neues zu erleben in „unserem Künstlerdorf“ fast vor der Haustür mitten im Moor.
Das machen wir irgendwann mal wieder!
Grete, Margarete, Christa, Sabine
Sehr schön erzählt 🙂